Schlosspark Wiesentheid

Der Schlosspark Wiesentheid blickt auf eine rund 300jährige Geschichte zurück. Rudolf Franz Erwein von Schönborn-Wiesentheid (1677-1754) ließ von seinem Gärtner, dem renommierten Johann David Fülck, zwischen 1715 und 1720 einen repräsentativen Barockgarten anlegen. Eine 450 Meter lange Hauptachse erstreckte sich vom Zentrum des Schlosses über eine leichte Senke nach Norden. Eine Zäsur der Achse bildete die mittig angeordnete große Orangerie, in der Pfirsiche, Aprikosen, Pomeranzen, Zitronen, Orangen, Gewürznelken, Feigen und Ananas gezogen wurden. Vor der Orangerie befand sich ein Parterre mit terrassierten Seitenbereichen, in denen die Kübelpflanzen im Sommer aufgestellt waren. Hinter der Orangerie setzte sich der Gartenkomplex in Form eines großen Obstgartens mit sternförmig angeordneten Wegeachsen fort.

Wasserspiele und fünf große Portale mit kunstvollen schmiedeeisernen Toren, zahlreiche Sandsteinfiguren und die Kolossalstatue des Samson im großen Wasserbecken rundeten das Bild eines imposanten Barockgartens ab. Bemerkenswert ist dabei, dass der Barockgarten sich nicht wie üblich lediglich auf Breite der Gartenfassade erstreckte, sondern auf westlicher Seite darüber hinaus gehend noch mal so breit war. Dadurch ergab sich der ungewöhnliche Zustand, dass das Schloss keineswegs mittig in Bezug zur Hauptachse des Gartens stand.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Park unter teilweiser Einbeziehung der Strukturen des Barockgartens zum Landschaftsgarten umgestaltet und gleichzeitig die Fläche wesentlich erweitert. Dabei wurde das barocke Wasserbecken zu einer natürlich wirkenden See, die als Weg gebaute Hauptachse zu einer Sichtachse zwischen Schloss und Neuer Orangerie umgestaltet. Große Wiesenflächen wurden neu angelegt und durch Gehölzgürtel und Baumgruppen gerahmt, sowie durch Solitärbäume akzentuiert. Nebenachsen entstanden, die den Blick in die freie Landschaft lenken und diese, wie selbstverständlich, in die Gestaltung des Parks mit einbeziehen. Insbesondere die große Diagonalachse, welche die gesamte Anlage vom Schloss bis in die freie Landschaft durchzieht, ist sehr charakteristisch für diesen Park. Dokumentiert ist die landschaftliche Gestaltungsphase durch einen Bestandsplan des Gärtners Louis Schwarzkopf aus dem Jahre 1912.

Der Schlosspark ist auch heute noch im Besitz der Familie von Schönborn. Der größte Teil des Parks wurde jedoch der Stadt Wiesentheid verpachtet und ist als öffentliche Parkanlage frei zugänglich. Ein Teilbereich, direkt um das Schloss, ist dagegen privat genutzt und nicht zu betreten.