Schlosspark Castell

An der markanten Kante des Steigerwalds, umgeben von Weinbergen, liegt der Ort Castell, Sitz des gleichnamigen Adelsgeschlechts. Der Schlosspark ist in Privatbesitz der Familie Castell und nur in dem südlichen, landschaftlich gestalteten Teilbereich öffentlich zugänglich. Der formal gestaltete, private Schlosspark ist jedoch zu Anlässen wie den Casteller Landhaustagen oder dem Casteller Weinfest, sowie zu vereinbarten Führungen für Besucher geöffnet.

Der Ort Castell, um die Schlossanlage, ist weithin sichtbar in den steilen Anstieg des Steigerwalds gebaut. Vom Schloss aus führt eine großzügige Freitreppe in den Park, der sich von hier aus bis hinunter an den Hangfuß erstreckt. Die Gestaltung der Anlage nutzt dabei geschickt das vorhandene Relief, um gefällige Terrassenstufen, sanfte Hänge und vielfältige Blickbeziehungen zu schaffen.

Der Schlosspark wurde zeitgleich mit dem Schloss in der frühen Barockzeit in den Jahren 1686-90 angelegt. Stilistisch war diese in quadratische Kompartimente aufgeteilte Anlage jedoch noch der Renaissance verhaftet.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gestaltete Graf Friedrich Ludwig (1791-1875), der botanisch sehr interessiert war, vor allem die östlichen Teile des Schlossparks im dann modernen Stil des Englischen Landschaftsgartens. Das Wegeraster mit dem mittleren Wegekreuz blieb erhalten.

Ab etwa 1870, in etwa zeitgleich mit dem Beginn des Baus der Anlagen bei Schloss Linderhof, wurde der Park nach Plänen von Carl Effner (1831-1884) nach Norden großzügig erweitert und die Partie auf der Gartenseite des Schlosses umgestaltet. Carl Effner, damals königlicher Hofgarten-Inspektor am bayerischen Königshof, war zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Gartenkünstler Süddeutschlands. Im Jahr 1873 wurde er zum königlichen Hofgärtendirektor ernannt und 1877 gar in den Adelsstand erhoben. Stilistisch stand er dem preußischen Gartendirektor Peter Joseph Lenné nahe und entwarf Gärten im sogenannten „gemischten Stil“ des späten Landschaftsgartens, im Sinne einer Verbindung von formalen und landschaftlich gestalteten Gartenpartien. Auch in Castell vermittelten formal gestaltete Schmuckbeetbereiche in unmittelbarer Schlossnähe zum neuen landschaftlich gestalteten Anlagenteil. Der Grafenteich ist in einer für Effner typischen, oft als „magenförmig“ beschriebener Form ausgebildet und ist am nördlichen Abschluss der Parkanlage, am Hangfuß, angeordnet. An der Stelle des heutigen Pferdestalls befand sich seit der Barockzeit eine Orangerie zum Überwintern von südländischen Kübelpflanzen, die durch Effner in die Anlage integriert wurde.

Bis zum 1. Weltkrieg wurde der Schlossgarten intensiv gepflegt und von mehreren Hofgärtnern betreut. Viele seltene Baumarten wurden in dieser Zeit gepflanzt und können heute als große Bäume bewundert werden

Der Schlosspark wird von der Familie Castell immer wieder den Anforderungen der Zeit angepasst. So ließ Fürst Carl, ein begeisterter Reiter, in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Reithalle und einen Reitplatz in den Park bauen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Orangerie verändert und später hier auch die Pferdeställe untergebracht. Der Park wurde zum Schauplatz vieler Reitveranstaltungen. Der Park beherbergt noch andere Hinweise auf die Familiengeschichte, wie beispielsweise Bäume, die anlässlich der Taufe eines Familienmitgliedes gepflanzt wurden, oder eine Pferdeskulptur, die an den Fürsten Carl (1897 – 1945) erinnert.