Schlosspark Gaibach

Der Schlosspark von Gaibach zeigt wie kaum ein zweiter Ort im Landkreis den Wandel der Gartenmoden in Abhängigkeit von den großen geistesgeschichtlichen und politischen Strömungen der letzten 350 Jahre.

Schloss Gaibach war das Stammschloss Lothar Franz von Schönborns (1655-1729), einem der bedeutendsten Herrscherpersönlichkeiten des deutschsprachigen Raums um die Wende zum 18. Jahrhundert. Lothar Franz, der gleichzeitig Fürstbischof von Bamberg, Erzbischof von Mainz und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches war, zeichnete sich durch eine rege Bautätigkeit aus. Um 1700 ließ er das alte Gaibacher Wasserschloss zu einem barocken Lustschloss umbauen und trachtete gleichzeitig danach, eine würdige Gartenanlage anzulegen. Neben Gaibach schuf Lothar Franz zudem mit der heute nicht mehr existierenden Favorite bei Mainz und dem Schloss Seehof bei Bamberg zwei weitere bedeutende Fürstengärten des Barock. Hinter dem Westflügel des Gaibacher Schlosses erstreckte sich ein heute leider nicht mehr vorhandener Barockgarten von etwa 300 Meter Länge und 100 Meter Breite, der mit einem Tritonenbrunnen, einer Grottenanlage und einem Holländischen Lusthaus ausgestattet war. Den Abschluss der Anlage bildete ein großes Orangeriegebäude mit einem mittig angeordneten Salon und zwei im Grundriss geschwungenen Seitenflügeln als Pflanzenhäuser. Bemerkenswert ist, dass die Anlage im Gegensatz zur gängigen Raumfolge der Barockgärten gleich zwei Parterrebereiche aufwies – eine vor der Gartenfassade des Schlosses und eine vor der Orangerie am anderen Ende des Gartens. Diese Anlage zählt zu den frühen Barockgärten im süddeutschen Raum. Nördlich des Gartens befand sich eine Fasanerie im Sinne eines Wildgeheges, an dessen Rand die Kreuzkapelle lag, 1697 bis 1700 erbaut nach Entwürfen des renommierten Barockarchitekten Johann Leonard Dientzenhofer.

Graf Franz Erwein von Schönborn-Wiesentheid (1776-1840) ließ zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Barockgärten auflösen, die Gartenanlage in einen Englischen Landschaftsgarten umgestalten und um ein Vielfaches erweitern. Der Park ist ganz auf die 30 Meter hohe Konstitutionssäule ausgerichtet. Sie ist Blickpunkt und Abschluss der Anlage auf dem höchsten Punkt des Sonnenhügels. Die Konstitutionssäule ist der ersten bayerischen Verfassung von 1818 gewidmet. Hofarchitekt Leo von Klenze bildete sie der antiken Trajansäule in Rom nach. Am 27. Mai 1832 fand hier zeitgleich mit dem Hambacher das Gaibacher Fest statt. An der Konstitutionssäule hielten über 5000 Menschen aus allen Teilen Frankens eine Verfassungsfeier ab. Wie das Hambacher Fest für Deutschland gilt das Gaibacher Fest für Bayern als ein Markstein auf dem Weg zu mehr Freiheit und Demokratie.

Heute erinnern nur noch wenige Relikte an den Barockgarten Gaibach. Die planmäßige Anlage des Landschaftsparks ist in den Grundzügen erhalten, doch auch wegen der riesigen Dimensionen des Parks nur dem geübten Auge erkennbar. Eine nahezu kreisrunde, landwirtschaftlich genutzte Fläche nimmt den Hang des „Sonnenhügels“ ein und wird von einem Gehölzstreifen gerahmt. Schneisen geben immer wieder den Blick frei, hinweg über Weinberge, Täler und der von Balthasar Neumann errichteten Kirche von Gaibach bis hin zu den Höhen des Steigerwalds. Unverändert krönt die Konstitutionssäule den Park, die Jagdschneißen durchziehen den Wald im ehemaligen Fasanengarten, wenn auch die Natur die klaren Kanten überwachsen und aufgelöst hat.