Am Südrand von Rüdenhausen liegt das Schloss der Fürsten zu Castell-Rüdenhausen, das bis heute Sitz der Familie ist. Auch der dazugehörige weitläufige Schlosspark ist im Privatbesitz und außer zu wenigen besonderen Anlässen nicht öffentlich zugänglich.
Das Alte Schloss, eine ehemalige mittelalterliche Wasserburg, ist noch als solche erkennbar, es wurde über die Jahrhunderte durch Anbauten ergänzt. Im Norden ist das Schloss vom Schirrnbach umflossen, der von einer Baumreihe aus Kastanien gesäumt wird.
In der Mitte des Platzes auf der Südseite des Schlosses befindet sich ein kreisrundes flaches Wasserbecken mit einer Brunnenanlage. An der Südseite dieses Platzes stand bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts das sogenannte Neue Schloss, ein schlichter klassizistischer Bau, errichtet zwischen 1854 und 1857. Dieses wurde um 1870 um einen großen Wintergarten und einen Nordflügel erweitert.
Wie bei den meisten Schlossgärten- und Parks dieser Zeit ging auch der heute noch erhaltene Landschaftspark aus einer barocken Gartenanlage hervor. Diese barocke Vorläufergestaltung ist in der Kopie eines ursprünglich aus dem Jahre 1767 stammenden Aufmaßplans dokumentiert. Ein barockes Parterre lag eingespannt zwischen dem Schlossgebäudekomplex und einem orangerieartigen Gartengebäude. Im Zentrum des Parterres befand sich ein kreisrundes Wasserbecken mit Fontäne, während die Parterrezone in Form von zwei Wappenfeldern, die auf die Eigentümerfamilie verwiesen, gestaltet war. Der seitliche Bereich war als Obst- und Nutzgarten ausgebildet. Um 1837 wurde der Garten landschaftlich umgestaltet und stark erweitert. Diese Erweiterung ist auch heute noch anhand der unterschiedlich ausgebildeten Umfassungsmauer ablesbar. Leider ist der Schöpfer des Landschaftsparks bisher unbekannt. Diese ursprüngliche Gestaltung des Landschaftsgartens ist anhand eines Vermessungsplanes aus dem Jahre 1856 überliefert, der den Park mit seinem Gehölzbestand in Grundriss-Vogelschauansicht zeigt.
Heute stellt sich der Schlosspark Rüdenhausen von außen gesehen als ein von einer Mauer gerahmter geschlossener Gehölzbestand dar. Innen ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Ein typischer Landschaftsgarten mit geschwungenen Wegen und gekonnt gestalteten Raumabfolgen aus offenen Rasenflächen, gegliedert und begrenzt durch Gehölzgruppen und Einzelbäume. Über die offenen Wiesenflächen ergeben sich reizvolle Blickbeziehungen auf das Schloss und wechselnde Gehölzkulissen mit imposanten Altbäumen. Rein aus optischen Gründen errichtete, sonst zweckfreie „Staffagen“ dienten in den Landschaftsparks als Endpunkte der Sichtachsen. Im Schlosspark Rüdenhausen wurden hierzu u. a. ein Obelisk und die „Schneckenburg“ errichtet, die heute noch erhalten ist. Eine einzelne, alte, ausladende Robinie diente den früher im Schlossgarten gehaltenen Pfauen als Schlafbaum.
Der gartenkünstlerischen Annäherung an die Natur stand das Erfordernis gegenüber, funktionale Elemente in die Gartengestaltung einbeziehen zu müssen, wie beispielsweise das Eishaus im Nordwesten des Parks. In diesem Holzbau, dessen Fassade aus groben Holzlatten mit breiten Fugen gefertigt ist, wurde das Eis für die Verwendung im Haushalt des Schlosses gelagert. Hinter dem Eishaus befand sich die Gärtnerei für die Anzucht von Obst und Gemüse. Einige Obstbäume vor der begrenzenden Mauer zeugen noch heute von dieser Nutzungstradition. Schmale Glashäuser, die zum Treiben von Wein und zur Kultur von wärmebedürftigem Obst wie Pfirsichen dienten, wurden vor einer nach Süden orientierten und damit klimatisch begünstigten Mauer errichtet. Heute stehen hier noch Weinstöcke.
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