Blick durch den Bildschirm

Blick in Nachbars Garten

Gartenplan, ohne Maßstab

Garten mit Aussicht

Am Steigerwald-Trauf in Castell sind Haus und Garten ganz auf die Landschaft ausgerichtet

Am Anfang war der Blick

‚Von Anfang an hat mich der Blick von hier auf den Weinberg am Hang gegenüber fasziniert‘, sagt Brigitte Horak. Die Landschaftsarchitektin und ihr Mann Gerhard Horak, Architekt, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner, richteten Haus und Garten ganz auf den Ort und die umgebende Landschaft aus. Der Blick geht auf die Lage ‚Kugelspiel‘, wo Rebzeilen eine fast runde Kuhle im Hang auskleiden. ‚Das Loch‘, nennt es Brigitte Horak.

Seit 1995 leben die beiden in dem zweigeschossigen Haus in Castell, in dem auch ihr Planungsbüro untergebracht ist. Rückblickend bedauern sie fast, auf die grüne Wiese gebaut zu haben. Ein alter Bauernhof hätte vielleicht besser zu ihrem Schaffensdrang gepasst. Immer wird gewerkelt, es entstehen teils großformatige Skulpturen, und Gerhard Horak hat sich schon als Brenner hervorgetan.

Das ganze Gebiet, in dem nun Häuser und Gärten stehen, waren Obstfelder und Obstwiesen. Das Grundstück der Horaks ist ungefähr 1.600 m² groß, ist aber nur vom Osten, vom Hang her, erschlossen. Nur für den Bau des Hauses wurde eine ebene Fläche geschaffen, der abgetragene Boden wurde vor Ort wieder eingebaut. Der Eingriff in den Boden sollte möglichst gering sein. Die andere Hälfte des Grundstücks ist wenig verändert. Viele Obstbäume blieben erhalten, die artenreiche Wiese mäht Gerhard Horak mit der Sense. Für alle anderen Aufgaben ist Brigitte Horak zuständig. Sie pflanzt, jätet, schneidet und gießt die Pflanztöpfe und kümmert sich um den Gemüsegarten.

Nicht zu viel wegmachen

Vieles im Garten ist Handarbeit, wenig ist maschinisiert. Der Rasenmäher ist seit Anfang an im Einsatz, freilich nur auf einer kleinen Fläche. Das Regenwasser wird gesammelt oder versickert auf dem Grundstück. Es werden nur die Pflanzen in Töpfen und der Gemüsegarten gegossen.

‚Das Wichtigste ist, mit dem Standort zu arbeiten‘, sagt Brigitte Horak. Der Keuperboden ist schwer zu bearbeiten und die Pflanzen können kaum Wasser aus dem Boden aufnehmen, weil er nur enge Hohlräume hat. Am Südwest-geneigten Hang wird es sehr heiß im Sommer. Daher beschatten große Bäume das Haus und eine hohe Pergola aus Metall, die von Blauregen bewachsen ist, überdacht die Terrasse.

Besonders gut gedeiht der Flieder. Ein Quittenbaum ist nicht nur dekorativ, die Früchte werden vielseitig genutzt. Einige historische und englische Rosensträucher sind in die rahmenden Hecken eingestreut. Buchs grenzt als niedrige Hecke den Rasenplatz ab und gibt dem Garten Struktur im Winter. Im Frühjahr blühen Weinbergstulpen im Garten, wie auch in den umliegenden Weinbergen. Pfingstrosen erwiesen sich als dankbare langlebige Stauden. Die Hummeln suhlen sich in den Blüten. Viele andere Stauden haben sich über die Jahre angesammelt. Manches muss eingedämmt werden. Was zu heikel ist, wird mit der Zeit weichen. ‚Man muss die Sämlinge kennen und darf nicht zu viel wegmachen. Dann erhält sich die Pflanzung fast von selber‘, rät Brigitte Horak.

Der Garten wird derzeit auch von Wissenschaftlern der Uni Würzburg begleitet, als Referenzfläche des Projekts ‚Dorfbienen. Förderung von Wildbienen und anderen Bestäubern in Dörfern‘

Wenige Materialien

Haus und Garten sind mit wenigen Materialien gebaut: Holz, Natursteine oder einfacher Beton und verzinkter Stahl. Die Böschungen sind mit Gabionen-Mauern abgefangen. Böschungen sind mit Sträuchern bepflanzt. Im Garten gibt es viele unterschiedliche Sitzplätze, für jede Jahres- und Tageszeit.

Dabei hat sich der Garten erst über die Jahre entwickelt, und ist mit den Bedürfnissen der Familie gewachsen. Als die drei Söhne noch Kinder waren, beherrschten ihr Spiel weite Teile des Grundstücks. Sie bauten Höhlen in Erdhügel schlugen diverse Lager auf.

Mit dem Garten lernen

Für Brigitte Horak ist der Garten keine Arbeit, sondern Entspannung und auch ein Ort des Ausprobierens. Heute würde sie wohl den Blauglockenbaum (Paulownie) und Blauregen nicht mehr pflanzen. Ausgerechnet, weil es beiden Arten an ihren Standorten sehr gefällt, und sie sich prächtig aussäen möchten, müssen sie besonders überwacht werden. Sie würden sich sonst vom Garten aus in die Umgebung ausbreiten.

Brigitte und Gerhard Horak, Castell

Bilder, Text und Skizze: Mechthild Engert

Mechthild Engert

Landratsamt Kitzingen


Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege

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